Argentinien am Rande des Abgrunds


Am kommenden Sonntag den 25 Oktober 2015 wählt Argentinien einen neuen Präsidenten. Doch die große Korruption und die hohe Inflation haben das Land sehr gebeutelt.

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Politiker bereichern sich immer mehr, während die Bürger Argentiniens in Armut versinken und die Kinder auf den Straßen verhungern.

Wenn die Sonne hinter den hohen Gebäuden verschwindet und durch die Straßen die Dunkelheit schleicht, machen sich die Kinder und unzählige Erwachsene in Buenos Aires auf, um Pappe und Papier aus den Mülltonnen zu sammeln, die abends vor die Türen gestellt werden und die sie für ein paar Centavos verhökern können.

Sie nennen sich, die Cartoneros, Pappsammler und ziehen mit Karren beladen durch die Straßen, wühlen im Müll und haben sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Glamour und Gosse, nebeneinander, zur selben Zeit, in derselben Straße.

Sechs Peso, etwa 50 Euro-Cent, bekommt ein Pappsammler für zehn Kilo trockenen, sauber gefalteten Karton.

Um halb zwei Uhr nachts kehren die Pappsammler in ihre Hütten, in einem Slum am Stadtrand zurück. Wenigstens haben sie ein Dach über dem Kopf, Trinkwasser und manchmal sogar Strom.

Am nächsten Morgen geht es dann für die Kinder müde zur Schule und gegen Abend wieder auf die Straße. Eine traurige Kindheit in Argentinien. Eine von Millionen.

Kommt es zu einem radikalen Wechsel

Die Wirtschaft in Argentinien ist stark angegriffen. Argentinien fiel 2001 in eine Finanzkrise und die sozialen Folgen waren verheerend. Innerhalb eines Jahres sank das Einkommen um 15 Prozent. Viele Menschen der Mittelschicht und Arbeiterklasse stürzten in die Armut. Es folgten Hungerrevolten in den Provinzen und Unruhen, die Monate dauerten und Tote forderten.

Seitdem hat das Land es nicht geschafft, sich zu erholen, die Probleme wurden nur verschleppt und neue geschaffen.

Mehr als 25 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut, womit sich die Armut in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifachte.

Währenddessen erreichte die Inflation in den vergangenen zwölf Monaten fast 40 Prozent und machte das Leben der Argentinier immer teurer.

Das Land wurde von Korruption und Vetternwirtschaft gebeutelt, bei dem die Regierung in die eigene Tasche wirtschaftete und mehr Geld ausgab, als sie über Steuern und Abgaben einnehmen konnte.

Die Leidtragenden sind die Armen und die Wirtschaft, die zu eskalieren droht. Es ist zu befürchten, dass das Bruttoinlandprodukt (BIP) schrumpft, die Arbeitslosigkeit weiter steigt und die Preise wieder nach oben schnellen. Die Renten und Sozialhilfe weiter sinken und die Armut sich immer mehr vergrößert.

Schon jetzt liegen die Lebenshaltungskosten, vor allem bei Nahrungsmitteln, über denen in Deutschland.

Die Polizei ist in den Drogenhandel verstrickt

Das Grundgehalt der Polizisten ist miserabel; Sie müssen selbst für ihre Uniform und ihre Waffen aufkommen. Dafür können sie aber in ihrem Bezirk abgreifen, was sie wollen. Sie werten ihren Lohn durch Drogenhandel und andere organisierte Kriminalität, wie Organhandel auf.

Wenn die Sonne brütend heiß, die argentinischen Sommerferien im Dezember einläutet, machen sich die reichen Bürger von Buenos Aires auf, um in der Ferienstadt Mar del Plata am Atlantik Urlaub zu machen.

Zur selben Zeit formatieren sich die Polizisten und organisieren mehrmals wöchentlich einen Drogenzug, um die am Strand in der Sonne weilende Kundschaft mit Kokain zu versorgen.

Zudem werden von den illegalen Textilbetrieben in Buenos Aires, indem vor allem bolivianische Einwanderer ausgebeutet werden, Bestechungsgelder kassiert. Sowie von den Drogendealern, den Bordellen, den Diskotheken und anderen Geschäften.

Möchte ein Polizist ein Kommissariat übernehmen, muss er dafür bis zu einer Million Pesos an den Vorgänger zahlen.

Die Korruption im Land schadet vor allem den Armen

Im Korruptions-Ranking von Transparency International landete das südamerikanische Land auf Platz 105 von 178 und steht damit gleich nach Algerien und gleichauf mit Kasachstan.

Die Gelder fließen vor allen Dingen in die eigenen Taschen der Politiker und Unternehmer, wie beim Vizepräsident Amado Boudou, der sich selbst bereicherte und Freunde begünstigte.

Funktionäre, die die Interessen der Gesellschaft vertreten sollen, vertreten in erster Linie sich selbst und die Gruppen, die am besten zahlen.

Daten, insbesondere über das Ausmaß der Inflation, werden manipuliert und gelangen nur selten an die Öffentlichkeit, seitdem im Jahre 2007 die Regierung Kirchner die Statistikbehörde Indec unter Regierungskontrolle stellte.

So wurden die letzten Zahlen zur Armutsrate im Dezember 2013 veröffentlicht.

Staatsangestellte, die die Korruption anprangern, werden entlassen, oder im Fall von Staatsanwalt Alberto Nisman tod aufgefunden.

Der Staatsanwalt Alberto Nisman warf der Präsidentin Christina Fernandez de Kirchner vor, die Hintermänner des Anschlags zu decken, um im Gegenzug dringend benötigtes Erdöl aus dem Iran zu erhalten.

Der Anschlag war 1994 auf das jüdische Kulturzentrum in Buenos Aires (Amia) verübt worden und hatte 85 Personen das Leben gekostet und rund 300 verletzt.

In diesem Jahr wurde er in seiner Wohnung im noblen Viertel Puerto Madero in Buenos Aires mit einem Kopfschuss aufgefunden. Seine eigene Pistole lag in seiner Hand, womit alles auf Selbstmord hindeutete, wären da nicht die Umstände und der Zeitpunkt gewesen.

Seit 2004 arbeitete der Staatsanwalt an diesem Fall, bei dem es nun zu einer Verhandlung gekommen wäre. Erst Tage zuvor hatte er in einem Interview davon gesprochen, dass er um sein Leben fürchtete.

Zu einer Anklage kommt es nie, denn die Justiz unternimmt nichts gegen die Korruption. Die Verantwortlichen kommen meist straffrei davon.

Auch vor der Wahl am kommenden Sonntag ziehen Parteifunktionäre mit Essensgutscheinen und den Versprechen von Sozialleistungen durch die Elendsviertel um Stimmen zu sammeln.

Absturz oder neue Chance

Acht Jahre lang war Cristina Fernández de Kirchner (linker Flügel der Peronisten) an der Macht und darf nach zwei Amtsperioden nicht mehr antreten. Die Ära Kirchner begann 2003 mit ihrem Ehemann Néstor Kirchner, der bis 2007 regierte und von seiner Frau abgelöst wurde.

Der rüde Umgang und die Vorwürfe der Korruption erschuf dem Kirchner Duo viele Gegner. Nun soll der aussichtsreichste Kandidat der Partei, Daniel Scioli, 57, Gouverneur der Provinz Buenos Aires, übernehmen.

Dagegen hält der erbitterte Widersacher der Regierung, Sergio Massa, 42, (rechter Flügel der Peronisten) Bürgermeister der Stadt Tigre, der immer mehr Anhänger findet.

Der dritte Anwärter, der die besten Chancen auf eine Kandidatur hat, ist der Unternehmer und Politiker Mauricio Macri, 55.

Der Ingenieur mit Abschluss in Wirtschaft kam, – wie soll es anders sein in Argentinien, – durch den Fußball in die Politik. Seit er Präsident des populären Vereins Boca Juniors ist, gewann er an Beliebtheit und wurde Bürgermeister von Buenos Aires.

Zusätzlich werden am Sonntag jeweils die Hälfte der Abgeordneten und Senatoren gewählt.

Viele Argentinier sehen die Korruption, als eines der größten Probleme ihres Landes an. Sie glauben, Politiker oder Beamte bereichern sich, machen nie ihre Arbeit und müssen keine Strafe fürchten. Viele Millionen Dollar gehen durch Wirtschaftsverbrechen verloren, die in öffentliche Schulen, Krankenhäuser oder Sozialhilfen investiert werden hätten können.

Zudem bringt viele Argentinier die hohe Inflation auf, aber ob sie den Mut für einen radikalen Wechsel haben, ist dennoch fraglich. Und wenn, wird sich überhaupt etwas ändern?


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