Die Berge rufen nicht. Sie warten – geduldig, still, unerschütterlich – bis du bereit bist, ihnen zu begegnen.
Wir zu fünft haben uns für eine eher ungewöhnliche Route entschieden – nicht über die klassische Burgess Pass, sondern von der „anderen Seite“, ganz einfach, weil die Aussicht da besser ist – und es wurde ein unvergessliches Erlebnis.
Einstieg & Aufstieg
Wir starteten an den beeindruckenden Takakkaw Falls, einem der höchsten Wasserfälle Kanadas, und folgten dem legendären Iceline Trail bis zur Abzweigung nach Yoho Lake. Von dort führte uns unser Weg über den schroffen Bergrücken, direkt zum Wapta Mountain, bevor wir in Richtung Field Mountain aufbrachen – eine richtige Kletterpartie – loose rocks, Scrambling pur.


Der Sturm kommt
Gerade als wir uns mehreren anspruchsvollen Kletterpassagen näherten, zogen Wolken auf und eine Schneesturmfront erwischte uns mitten in der Bergwelt. Für zehn nervenaufreibende Minuten verharrten wir, um den Sturm abzuwarten – ein Moment, in dem man versteht: Die Berge zeigen einem, wie machtlos wir manchmal sind.
Klettern zur Krone
Als sich der Sturm verzog, war die Luft kristallklar. Adrenalintour vorbei am Wapta-Rücken, mittels felsiger Griffe empor, bis wir endlich auf Field Mountain standen (2 643 m über Meeresspiegel) – der Gipfel belohnte uns mit einem panoramischen Blick, der alle Mühen vergessen ließ.

Eine schicksalhafte Bemerkung
Eine waghalsige Anekdote: Jemand flüsterte beim Blick in den Abgrund:
„Wenn man hier runterfällt, verletzt man sich wahrscheinlich …“
Meine ruhige Antwort:
„Manchmal ist es besser, wenn man einfach stirbt.“
Dieser Gedanke war absurd, aber auf komische Weise „philosophisch“: Berge lehren uns, dass Leben und Tod nur einen Schritt – oder eine falsche Bewegung – entfernt sein können. Doch zugleich zeigen sie uns, wie kraftvoll wir im Angesicht der Natur sind.
Manchmal ist es besser, einfach zu sterben.
Nicht weil das Leben nichts wert wäre. Sondern weil das Leben nur dann etwas wert ist, wenn wir es wirklich leben.
Marc Foo, ein legendärer Surfer, sagte einst sinngemäß:
„Manche Menschen leben ihr ganzes Leben lang nie wirklich – ich bin lieber jemand, der stirbt, während er etwas tut, das er liebt.“
Er starb bei einer gewaltigen Welle.
Aber er war dort, wo er sein wollte. Mitten in dem, was ihn lebendig machte.
Und vielleicht ist das der Punkt:
Zu sterben ist tragisch – aber niemals so tragisch wie nie gelebt zu haben.
Wer die Berge liebt, das Meer, das Risiko, die Bewegung – der weiß, dass man manchmal stürzt.
Aber wer nie losgeht, fällt vielleicht nie –
aber steigt auch nie wirklich auf.

Fazit
- Unkonventionelle Route – und trotzdem reich an spektakulären Ausblicken.
- Wetterkapriolen – Bergwetter ist unberechenbar, Respekt gehört dazu.
- Persönlicher Spruch – erinnert uns daran, wie fragil das Leben ist, aber wie intensiv jede Sekunde sein kann.
Field Mountain hat uns auf jeder Ebene herausgefordert – physisch, mental und philosophisch. Wir sind nicht nur gemeinsam geklettert, sondern auch innerlich weitergegangen.
Wenn euch solche Geschichten interessieren oder ihr selbst überlegt, das Abenteuer zu wagen – meldet euch! Gerne helfe ich euch mit Infos zu Strecke, Ausrüstung oder Sicherheitsregeln im Yoho-Nationalpark.
