Opa hat immer gesagt: Sorge dafür, dass wenn du einen Menschen begegnest, er danach glücklicher ist als zuvor.
Dieser Satz stammt von Opa und immer wieder habe ich an ihn gedacht, nicht an den genauen Wortlaut, sondern eher daran, was der Satz mit mir macht. Wie wahr und gewaltig. Ich habe mich vor diesem Satz gefürchtet. Sind ja nicht alle so gute Menschen. Und was mache ich dann mit meinen Gefühlen. Wie reagiere ich, wenn mein Ego verletzt wird, wenn ich mich mal wieder ungerecht behandelt fühle, wenn ich traurig bin. Denn die eigentliche Misere ist ja die, dass wir Menschen nicht gut behandeln, wenn es uns selbst nicht gut geht. Das ist das Geheimnis, von gemein sein. Und dann erinnern mich solche Worte daran, dass ebendies vielleicht ein erstrebenswertes Ziel wäre. Dass es doch nicht so schwer sein kann, einfach mal nett zu sein. Das Ego zu ignorieren. Den anderen zu feiern. Es klingt so einfach, fast wie eine Wahrheit, die wir doch kennen, und irgendwie auch wissen und dennoch vergessen. Weil wir uns mit unseren Gefühlen selbst im Wege stehen. Wir stehen uns immer im Wege. Dabei ist es eine so schöne Botschaft, eine der tiefsten und gleichzeitig befreiendsten Einsichten, die wir in unserem Leben machen können. Wenn wir anderen ein Lächeln schenken oder ihre Traurigkeit verringern oder ihre Seele etwas heilen, bringen wir nicht nur Licht in ihre Welt, sondern auch in unsere eigene. Denn in dem Moment, in dem wir unser Herz für andere öffnen, werden wir mit Freude belohnt, jetzt und immer.
Wir sind doch alle mal traurig. Auch wenn draußen die Sonne scheint und kleine flauschige Partikel durch die Luft fliegen, weil selbst die Bäume Liebe machen, und wir nicht immer strahlend durch die Welt rennen können, weil das Leid so viele Gründe hat, und sinnlos ist. Weil es unsere Gedanken sind, die uns wehtun. Wir tun uns selbst weh.
Und so ist das Glück nicht etwas, das wir in einem Glas fangen können und behalten können. Es ist keine Ressource, die endlich ist, und ausgeht. Im Gegenteil: Glück wächst, je mehr wir es teilen und je mehr wir es erleben, weil es auch nur eine Routine ist. Und so ist die einfache Wahrheit. Wenn wir anderen etwas Gutes tun, bekommen wir etwas Glück zurück. Wenn du unglücklich bist, höre auf dich selbst zu bemitleiden, mache einen anderen Menschen glücklich. Es ist die wirkungsvollste Ablenkung vom eigenen Unglück. Wenn wir uns selbst nicht mehr hören können, sollten wir einem anderen zuhören.
Denn am Ende verbindet uns mehr als uns trennt – weil wir alle verletzlich sind und voller Sehnsüchte und Träume und uns alle wünschen, um unserer selbst willen geliebt zu werden.
Und so sind es die kleinen Handlungen – das Lächeln, das Zuhören, das Verständnis, das wir teilen – die uns und den anderen im selben Moment heilen. Weil am Ende ist es doch so, wie Erich Kästner einst formulierte: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Und in dieser einfachen Wahrheit liegt die tiefste Weisheit: Indem wir anderen zum Glück verhelfen, verhelfen wir uns selbst zum Glück. Es ist der Kreislauf der positiven Energie, der uns miteinander verbindet und uns letztlich zu dem macht, was wir immer gesucht haben – vollständig, erfüllt und lebendig.
„Glück ist nicht etwas, das man für sich selbst hält. Es ist etwas, das man mit anderen teilt.“ – Albert Schweitzer