Das sandige Leben in der Fremde


Es fällt kein Regen, die Luft ist staubtrocken und nur vom Meer weht eine kühle Brise die erfrischend wirkt.
Los Organos ist die erste Etappe meiner Reise durch Peru. Das kleine Fischerdörfchen liegt im Norden, umrahmt von sandigen Bergen, als hätte jemand Geröll aufgeschüttet, wenige hundert Kilometer von der ecuadorianischen Grenze entfernt. Es gilt als Geheimtipp für Familien im entfernten Lima, um den stressigen Alltag zu entfliehen, in der Ruhe Frieden zu finden und die Sonne zu spüren, die in anderen Regionen hinter einer Wolkendecke lebt.
Los Organos scheint magisch – wie soll ich sonst erklären, dass mein Herz so schnell diesem Ort verfiel, und wild, sandig und salzig. Das Klima ist ideal. Das ganze Jahr strahlt die Sonne, wie eine Königin vom Horizont. Nur an wenigen Tagen versuchen vereinzelte Wolken sie von ihrem Thron zu vertreiben, bauen sich auf und stürmen in einer Formation vorwärts. Der Sieg gehört ihnen, ist aber nur von kurzer Dauer.

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Die Gefährten der Straße

Unzählige sandige Schotterstraßen verlieren sich in Häusergegenden, auf kleinen Hügeln, bis hin zum Horizont. Ich winke mir eins von den unzähligen Motortaxis in jeglichen Farben heran, die für wenige Sols, die peruanische Währung, einem zum gewünschten Zielort befördern. Ich möchte in den kleinen Park, der inmitten der Innenstadt liegt. Es ruckelt, es wackelt. Ich fühle mich wie ein Cocktail.
Dann sind wir da. Mein Blick schärft sich. Die Sonne brennt hernieder und in den asphaltierten Straßen, die sich um den Park schlängeln, tobt das wilde Leben. Die Menschen lächeln und sind frohen Gemüts. An mehreren Ständen auf der Straße bieten peruanische Frauen selbstgemachte Backwaren, Nudelsuppe und Ceviche an. Händler verkaufen Sonnenbrillen von Ray Ban, Ferngläser und Strandtücher.
Es gibt kleine Läden, die das nötigste anbieten aber leer und verlassen wirken. In der Hintergasse befindet sich ein riesiger Markt, auf dem unzählige Obst- und Gemüsehändler, Fisch- und Fleischverkäufer, ihre Ware feilbieten. Ein Geschrei und Gefälsche, die Ruhe ist dahin.

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Die Stille der Strände

Der schönste Strandabschnitt befindet sich in Punta Veleros, mit unzähligen Holzhäusern, die direkt am Strand oder auf den Bergen thronen, inmitten einer Wüstenlandschaft. Hier miete ich ein kleines Häuschen, mit Blick auf das Meer. Ich spüre die leichte Brise, die vom Meer weht und den Sand, der zwischen meine Finger rieselt, aber auch die erdrückende Stille.
Kein Schreien, nur das Rauschen des Meeres, brausend und wild, als würde es über die Ungerechtigkeiten toben, denen die Seehunde zum Opfer fallen.
Schon seit Jahren erliegen die Kolonien von Seehunden an den Küsten von Peru, den vergifteten Fisch, den man ihnen zuwirft. Sie werden mit Heimtücke ihres Lebens beraubt, weil sie die Netze der Fischer plündern! Getötet, bis auf den letzten, weil der Mensch nicht bereit ist zu teilen, – ein schreckliches Verbrechen!

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Die Leere der Berge

Die Geröllberge wachsen aus der sandigen Ebene hinaus. Die Schotterstraße führt darauf zu und windet sich mittendurch. Sie wirken monströs, unbezwingbar und strahlen eine Ruhe aus, die zum Nachdenken einlädt. Es ist staubtrocken, das kleine Lüftchen wirbelt den Staub auf, der mir in die Augen fliegt und sich in meinen Haaren verfängt. Hier fehlt jegliches Leben, nur ein paar wenige Kakteen halten eisern die Stellung und ein paar Geier kreisen am Himmel, hoffen auf Verirrte, erlegt von der Sonne. Ich steige den Berg hinauf, atme die Stille und genieße den Ausblick der zum Träumen einlädt.

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Die belebende Frische der Peruaner

Im Gegensatz zu den Bergen sind die Menschen fröhlich und ausgelassen. Selten werde ich so freundlich aufgenommen. Sie laden mich zum Essen ein. Sie sind freundlich. Sie sind belebend. Ich fühle mich wohl, auch wenn ich nicht alles verstehe. Die Kommunikation ist schwierig, wir versuchen uns mit meinen wenigen Brocken Spanisch und einer ausgeprägten Körpersprache zu verständigen.
Das Essen ist üppig und vielfältig. Es gibt Cevice, das Nationalgericht von Peru, roher Fisch in Salz, Zwiebeln, Knoblauch und Pfeffer einlegt und mit Zitrone verfeinert. Tintenfisch, wenige Minuten gegart und in einer Olivensouce bereitet und Wildente mit Reis.
Mein Gaumen ist im Paradies, mein Magen etwas in Sorge, schließlich esse ich rohen Fisch und mein Geist im Himmel, das hochprozentige Nationalgetränk Pisco Sour rundet das Essen ab. Es schmeckt gigantisch und letzendlich erliegt mein Magen der peruanischen Küche, wie mein Herz diesem Ort erliegt, der wild und sanft, trocken und feucht, schön und grausam, die Vielfältigkeiten des Lebens birgt.

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