Ankunft im Bikeladen BikeItNow in Clyde, einer kleinen alten Goldgräberstad, die heutzutage mit ihren außerordentlich großem Wasserkraftwerk auftrumpft. Begrüßung, kurze Einführung und schon werden die Räder verladen und ein Shuttle chauffiert uns nach Wedderburn. Von hier gehts los, 50km, auf dem Otago Rail Trail, ein Radweg, der durch das Patagonien Neuseelands führt.
Diesmal sitze ich nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Mountainbike, dessen Reifen sich durch Schotter fressen, auf einem schnurgeraden Weg, der sich im Horizont verliert.
Die Route gehört zu den 19 “Great Rides”, die sich über die Nord- und Südinsel erstrecken: Radstrecken zwischen 30 und 300 Kilometer Länge durch die schönsten Gegenden Neuseelands. Der Otago Rail Trail war der erste fertige Radweg und ist das Vorbild für das gesamte Great-Rides-Projekt. Zwischen seinen beiden Endpunkten liegen 152 Kilometer und ein besonderes Stück Neuseeland: trocken, schroff, noch einsamer als der Rest des Landes. Bevor hier vor 150 Jahren Abenteurer nach Gold suchten und mit ihren Funden den Bau der Eisenbahn erst ermöglichten, lebten in Central Otago gar keine Menschen.
Doch wir werden heute nur einen Teil der Route bewältigen. Einen 50km Teil. Schon hauen wir in die Pedale und werden vom ersten Tunnel verschluckt. In ihm ist es so finster, dass wir absteigen müssen. Die alten Eisenbahntunnel definieren sich mit durchlässigen Wänden und Deckenabschnitten, wodurch kontinuierlich Tropfen auf dem Boden fallen und große Lachen bilden. Ein herrliches Ambiente! Wieder draussen rattern wir über eine Brücke.
Schon errreichen wir die einstige Goldgräberstadt Ophir. Das Postamt mit seinen Rundbögen und einige verträumte Holzhäuser sehen so aus, als hätten wir uns ausversehen in die Vergangenheit geradelt.
Erbaut zwischen 1891 und 1907 diente die damalige Zugstrecke dem Goldabbau. 1990 rollte hier der letzte Zug – gegen die neuen Straßen und Autos hatte die Eisenbahn keine Chance mehr. Deren Geschichte erzählen Informationstafeln entlang des Wegs. So erfahre ich auch, dass Passagiere, Obst und Werkzeug transportiert wurden, um Clyde von Dunedin aus zu versorgen und die Goldwirtschaft zu unterstützen.
Der Otago Central Rail Trail hat neben seiner grobkörnigen und staubigen Oberfläche noch eine zweite nervenstrapazierende Eigenschaft: Die Geradlinigkeit. Schnurgerade verlaufen die meisten Abschnitte, sodass man gefühlt kaum vorankommt und gegen eine Wand aus Wind strampelt.
Dann radeln wir in Alexandra rein, wo wir uns ein Sandwich von Subway schnappen und zur unseren letzten Etappe aufbrechen. 8km bis nach Clyde. Durch einen Waldweg.