Kleine Kinder tragen Mundschutz und spielen Verstecken. Staub liegt in der Luft. Auf den Bäumen und Straßen. Denn gerade speit der größte Vulkan Balis mächtige Rauchsäulen, bis zu 6000 Meter hoch in den Himmel. Der Mt Agung.
Der Vulkan ist das letzte Mal 1663 ausgebrochen und kostete 1100 Menschen das Leben. Im September fing er an rumoren, da lebten wir gerade in Amed Beach, in einem Dorf, ca 11 km vom Krater entfernt. In der Nacht konnten wir die Lava, die am Vulkan herunterlief, leuchten sehen.
Dann begann das mit den Erdbeben. Erst zwei, dann fünf und schon bald hörte die Erde nicht mehr auf zu wackeln und ich fühlte mich ständig trunken. Ich, die bis zu diesem Jahr noch nie ein Erdbeben erlebt hatte, das erste in Japan, wo ich gerade erwachte und das Bett zu wackeln begann und ich mich fragte, wer den Massagemodus angestellt hat, lebte jetzt in unzähligen.
Währenddessen spuckte der Vulkan weiter Lava, wie son altes Lama. Und ich packte meinen Rucksack für den Enstfall. Wanderschuhe standen bereit.
Als ich bereits die zweite Nacht nicht mehr schlafen konnte, weil der Vulkan mich mit ständigen Beben aus dem Bett holte, bei einem Beben verschob er mein Bett, er besuchte mich also schon im Schlaf, unverschämter Kerl, packten wir unsere Sachen und flüchteten in den Norden. Wir suchten Schutz hinter den Bergen.
Eine Woche später ließ die Aktivität des Vulkans nach, jedensfalls hieß es das so in den Nachrichten. Sofort stufte man die Sicherheitsstufe hinunter. Die Tourismuszahlen, Balis höchste Einnahmequelle waren stark zurückgegangen und man wollte retten, was zu retten war.
Doch der Vulkan war immer noch da und nur einen Monat später schleuderte er eine 1000 Meter hohe Rauchwolke in den Himmel. Dann eine 3000 Meter hohe und dann eine 6000 Meter hohe.
Weil ich mich immer noch hinter den Bergen versteckt hielt, konnte ich sie nicht sehen.
Also schmissen wir uns heute um 4.00 Uhr aus dem Bett und fuhren zum Vulkan.
Schon beim Näherkommen sahen wir hinter den Bergen die aufsteigende Rauchwolke des Vulkans. Es war magisch.
Und dann, als wir über die Kuppel der Berge kamen, sahen wir ihn in seiner ganzen Größe, mit seiner riesigen, aufsteigenden Rauchwolke. Ich habe noch nie etwas so beeindruckendes gesehen.
Aber natürlich musste ich ganz nah ran. Also fuhren wir ganz nah heran. Nach einer Waldabfahrt kam ein Dorf. Plötzlich war alles voller Staub, wie in ner Kriegszone, da waren Flocken in der Luft, die taten im Auge weh und Partikel im Mund, die glashart waren. Die Straßen, Häuser und Autos waren mit Staub überzogen, wir waren mitten in die Vulkanwolke geraten, weil das so übelst gefährlich ist, machten wir schnell wieder kehrt und fuhren davon. Denn wenn die Partikel durch Ansaugen der Luft in den Verbrennungsraum des Motors gelangen, bringen sie das Fahrzeug zum Stoppen und wir wären verloren gewesen.
Was für ein Erlebnis.
Aber es war auch traurig. Traurig zu sehen, dass die Menschen dort immer noch leben. Sie möchten oder können nicht evakuiert werden. Ihr Berg ist ihnen heilig und oftmals haben sie nichts außer einem Feld, von dessen Ernte und Ertrag sie leben. Wo sollen sie hin?
Ich sah kleine Kinder mit Mundschutz herumrennen, ohne dass sie ahnen, welche unmittelbare Gefahr über ihnrn schwebt. Nicht nur von der Wolke, die glasharte Partikel absondert, welche durch die Lunge nicht ausgesondert werden können und in den Blutkreislauf gelangen, wo sie Herz, Lunge und andere Organe zerstören.
Gefahr droht ihnen auch von dem Koloss, der sich auf einen riesigen Ausbruch vorbereitet. Vor dem wir vielleicht nicht mal hinter den Bergen sicher sind.